»Ein düsterer Weg …«

Am Vorabend des Ersten Weltkriegs befand sich das Osmanische Reich in einem wenig beneidenswerten Zustand: Erfolglose Verteidigungskriege um Libyen gegen Italien in Bengasi und in der Kyrenaika 1911 sowie gegen die Balkanstaaten (1912–1913) hatten die letzten Kräfte des einstigen osmanischen Imperiums aufgezehrt und das Reich auf sein asiatisches Kernland sowie das europäische Vorland von Istanbul zurückgeworfen. Unter Führung des Generals Enver Paşa hatte sich das jungtürkische »Komitee für Einheit und Fortschritt« (İttihad ve Terakki Fırkası) am 23. Januar 1913 erneut an die Macht geputscht. Die jungtürkischen Führer, die im separatistischen Nationalismus den ursächlichen Faktor für die Loslösung der Balkanländer erblickten, fürchteten ein gleiches oder ähnliches Szenario in den arabischen, besonders aber in den ostanatolischen, von Armeniern und Kurden bewohnten Gebieten des Reiches. Die Ermordung des reformwilligen Großwesirs Mahmud Şevket Paşa am 11. Juni 1913 durch Mitglieder der »liberalen« Opposition beendete fürs erste alle Reformanstrengungen und diente dem »Komitee für Einheit und Fortschritt« als Anlass zur Verfolgung und Zerschlagung seiner Gegner. In der Folge bildete Enver Paşa mit Cemal Paşa und Talât Bey (auch Talât Paşa) ein »Triumvirat«, welches das Osmanische Reich von da an bis 1918 diktatorisch regierte. >>jungewelt.de