Zeugnis, Empathie, Trauer

Im Herbst 1916 schrieb der Dichter und deutsche Sanitätssoldat Armin T. Wegner auf der Reise von Bagdad nach Istanbul ein Gedicht, das von Bildern und Metaphern der Gewalt und des Grauens geradezu überquillt, und veröffentlichte dieses Sonett später unter dem ironischen Titel Heroische Landschaft. Seitdem wird es von den Germanisten als Beispiel für expressionistische „Naturlyrik“, sprachautonome „absolute Poesie“ angeführt und abgehakt. Keiner hat erkannt, dass Wegner hier, wie seine Tagebücher und Briefe belegen, seine Erfahrung als Augenzeuge des Aghet, des osmanischen Völkermords an den Armeniern, seine Trauer und Erschütterung, poetisch zu gestalten versucht hat. >>literaturkritik.de